Heimliche Regengöttinnen

Satte zwei Bier haben wir heute verkauft. Bei einem so starken Andrang konnte ich die Kioskzeit direkt nutzen, um zwischen den zwei Regengüssen, die sich vormittags und abends über uns ergossen, in die Sonne zu blinzeln. Es ist nicht mehr ganz so heiss. Heute erinnerte das Wetter an einen schönen Tag in Bayern im Mai oder Juni. Zumindest stundenweise tat es das, weil es sich ja ansonsten an das neue Orakel hält.

Es hat die Runde gemacht. Sagen Manuele und ich, dass wir das "Barzinho" aufmachen werden, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit regnen. Wer wissen will, ob er die Blumen giessen muss, braucht also nur zu schauen, ob wir auf haben oder nicht. Meistens fängt es genau dann zu regnen an, wenn wir alles schön aufgebaut haben und der erste Kunde vor uns steht. Wir sind zwei heimliche Regengöttinnen, lästern schon einige.

Mit dem Wetter hatten wir wirklich kein Glück und auch ansonsten müsste sich einiges ändern, damit der Kiosk läuft. Das erste wäre, mich von meiner Partnerin und ihrer Familie loszusagen und einen anderen Platz zu suchen. Die Familie hatte es schnell heraus unsere Struktur zu nutzen und das, was ich verkaufen wollte, selbst anzubieten, uns also auch noch den Lukro abzuluchsen.

Ein Ortswechsel der Kioskbar wäre allerdings wieder mit Ausgaben verbunden. Ich müsste Manuele auslösen und diverse Dinge müssten neu angeschafft werden. Aussedem müssten wir erst einmal einen geeigneten Platz finden. Andererseits könnten Alessandro und ich unabhängiger agieren, könnten rücksichtslos beschliessen, was wir anbieten und was nicht, zum Beispiel Eis und Kokoswasser. Manueles Schwager wäre dann wahrscheinlich etwas sauer. Aber, Konkurrenz belebt das Geschäft. Mehr Süssigkeiten, kleine Pizzen vom Grill, frisch gepresste Säfte und mehr dieser Heimarbeitdinge von den Frauen hier wie Hüte aus Bananblättern, Ketten und Armbänder aus Fischschuppen.

Das doofe ist nur, dass jetzt erst einmal der Winter kommt und der ebenso irgendwie monetär überbrückt werden muss. Denn Touristen, die all die tollen Dinge kaufen könnten, wird es erst wieder ab Dezember geben, wenn es wieder sommerlicher wird.

Kommentare

sam hat gesagt…
Saublöd. Könnt ihr keine klaren Fronten ziehen? Trittbrettfahrer können einem wirklich das Blut aus den Adern saugen wenn man nicht aufpasst.

Mir fällt ein, dass Bekannte in Neuseeland angefangen haben, deutsches Roggen- und anderes Sauerteigbrot, Brezen, Laugenweckerl etc. zu backen und zu verkaufen und später haben sie dann mit einem deutschen Metzger zusammen ein Geschäft gemacht, der seinerseits deutsche Würscht gemacht hat. Ging gut, da es sonst nur britische Qualität von allem gab.

Also - Krapfen? Polnische? ich weiss ja nicht, wie der Publikumsgeschmack bei Euch ist. Aber es wird doch was geben, das Du kannst und Manuele nicht und das ein Renner ist.
Ich werd mal drüber schlafen, vielleicht fällt mir glatt was ein.

Wie schaut man denn übrigens die Videos auf dem andern Blog an?
Ich dachte, Dich auf dem ultrakurzen ("andere Sprache") erkannt zu haben, kanns aber nicht abspielen.
Oder es geht mich nix an, das kann natürlich auch sein.

Gut Nacht,
Sam
Ursel hat gesagt…
Liebe Gabriela,

hmmm, ja, sowas wie Sam dachte ich auch ...
Socken stricken für den Winter ??
Marmeladen kochen ?
Tee's anbieten ??
Ich hab' ein leckeres Rezept für ein Roggenmischbrot mit Hefe. Ideal für mich, weil ich keinen Sauerteig kann. Essig und Schweineschmalz geben dem Brot die Würze ! Das gibt's hier nicht !!
Und davon noch Brötchen, Vielleicht belegt oder überbacken ? Vielleicht aus dem Holzofen ?
Aber halt, mit allzu festem Brot haben's die Brasilianer ja nicht, hehe. Ich lege nach dem Backen immer ein feuchtes Tuch drüber, das die Kruste nicht ganz so fest wird.. Da hat sich sogar mein Schwiegervater gefreut, dass er es mit seinem Gebiss essen konnte :))
Oder echten Streuselkuchen und kein "Streuselbrot", wie's hier gemacht wird..
Wir sollten mal wieder telefonieren..
Hast Du denn nun Erna was mitgegeben ? Sie hat sich noch nicht gemeldet..
Trotzdem weiterhin viel Freude dran und mehr Sonne !!!

Liebe Grüsse
Ursel
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo ihr Zwei,
also hier an der Küste sind die Brasis äusserst bayerisch: was der Bauer nicht kennt frisst er ned. Brot, Marmelade alles schon ausprobiert. Selbst schon Socken gestrickt und versucht, zu verkaufen. Ein paar ging. Dann war schluss, weil sie es seltsam fanden, sich gegen Kälte zu rüsten, ausser in Decken zu wickeln. In der Stadt wäre das vielleicht anders. In Curitiba gibt es auch schon eine deutsche Bäckerei, die einigermassen laufen soll. In der Tourizeit hatte ich es mit gegrillten Pestobroten und Kräuterbutterbroten und weiss nicht was versucht. Kostenlos angeboten hat sogar der ein oder andere Brasi eins probiert. Ein zweites wurde in der Regel ausgeschlagen... ausser von Alessandro und ein paar Freunden. Seufz. Nein, es liegt hier an der Gegend. Die Touristen sind vor allem Curitibaner, die gerade so viel Geld haben, dass sie sich einen Urlaub an der nächsten Küste leisten können, mehr aber auch nicht, das heisst sie sind nicht gerade ausgabefreudig. Hinzu kommt, dass viele Brasilianer, entgegen der landläufigen Meinung, Neuem nicht gerade offen gegenüber sind. Ein paar haben auch schon gemeint, unsere Deko sei zu schön, da hätten alle Angst, dass wir zu teuer sind. Das Vorturteil konnten wir selbst mit Angebotsplakaten nicht widerlegen. Dann noch Bremse Manuele am Bein und ihren Schwager, der sich vor uns hingepflanzt hat, damit uns ja keiner mehr sieht. Je mehr ich schreibe, desto mehr merke ich, dass ich da einfach weg muss. Schlechte Vibrations...
Nein, Ursel, das mit Erna hat nicht geklappt. Als ich mit Büchern und Brief vor der Tür stand, waren alle zum Ausflug ausgeflogen. Am nächsten Tag habe ich es dann nochmal ganz früh probiert, aber da waren sie schon abgereist weil eine Kaltfront im Anflug war. Wenn ich mir mal was vornehme... Zur Zeit klappt einfach gar nichts... Seufz. Habe heute schon einen Reinigungsspaziergang am Strand unternommen. Morgen wird's besser! Da werde ich ein paar Rechnungen zahlen gehen und weiter nachdenken.
Trotzdem, danke für die Tipps! Wer weiss, vielleicht finden wir ja doch noch das Tüpfelchen, mit dem es klappt...
Ein eigener Kiosk mit Brezn...

Das mit den Videos müsste eigentlich klappen. Es dauert nur ne Weile, bis sie geladen sind. Das mit der anderen lingua bin tatsächlich ich... Wir hatten mal kurz einen Gratulationsblog für eine Cousine eingerichtet...

Beliebte Posts aus diesem Blog

Stachelpalme mit Frucht

Endlich, mein Stachelbaum:

Regentagblues

Invasion beim Nachbarn

Mitten im Winter wird es Sommer