Kurz notiert und so

Ja, er war schon wieder hin. Es habe eine überspannung gegeben und er habe sich mal eben von selbst deskonfiguriert, erklärte mir der PC-Mechaniker. Jetzt funktioniere aber wieder alles bestens.

Zu Hause angestöpselt funktionierte nicht viel. Der Bildschirm lief blau an und ein paar Schneeflockenbuchstaben erschienen.

"Fehler entdeckt. Sicherheitshalber wurde Windows abgeschaltet."

Aus- und wieder Einschalten halfen nicht viel. In die Werkstatt bringen konnte ich ihn auch nicht mehr. Die hat vorsichtshalber schon mittags geschlossen.

Als Alessandro am Abend sich selbst ein Bild vom Zustand des PCs machen wollte, muckte der nur kurz auf und zack, schnurte er. Ich habe ihm dann erst einmal ein wenig gegrollt.

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Nachtrag zum Weltsozialforum

"Von der Globalisierung können nur 20 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung profitieren", sagt die brasilianische Soziologin Maria T. Bega.

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Erntesegen ruiniert Bauern

So gut wie heuer ist die Kartoffelernte schon lange nicht mehr ausgefallen. Eigentlich müssten sich die Bauern darüber freuen. Sie tun es nicht. Sie sind eher wütend und ratlos. Anders als in Europa, wo es Interventionen von staatlicher Seite, garantierte Abnahmemengen und Preise von Nahrungsmittelherstellern und eine starke Agrarlobby gibt, stehen die Landwirte hier ziemlich alleine da. Weil so viele Kartoffeln geerntet wurden, sind sie kaum mehr etwas wert. Ein paar Landwirte versuchen, ihre Erdfrüchte am Strassenrand anzubieten: 10 Cent das Kilogramm. Die Preise sind mehr als nur in den Keller gestürzt. Ein Zentner, der sonst für 50 R$ gehandelt wurde, ist nur noch 5 R$ wert (etwa 2 Euro). Für das Geld lässt sich selbst in Brasilien nicht produzieren.

Obwohl jeder Kartoffeln kauft, nimmt die Menge kaum ab. Nicht nur die Landwirte bleiben auf ihrer Ware sitzen. Eine grosse Supermarktkette verschenkt deshalb beim Kauf von fünf Kilogramm Reis ein Kilogramm Kartoffeln. Manche Landwirte verfüttern die Frucht an Kühe, Schweine und sogar Pferde. Andere wissen nicht mehr wohin damit. Tonnenweise werden Kartoffeln auf eine Müllkippe gekarrt, bevor jemand auf die Idee kommt, sie caritativen Einrichtungen und den Armen zu schenken. Gemeinden helfen, die Verteilung der Spende zu organisieren. In den Abendnachrichten werden Kartoffelrezepte ausgetauscht und wird verraten, wie sich das Gemüse einfrieren lässt.

Viele Landwirte sind bedrückt. Statt des erhofften Gewinns fahren sie trotz der reichlichen Ernte einen Verlust ein. "Es sind eben keine Lagerkartoffeln und die Qualität ist auch nicht so toll, wie die von Kartoffeln aus anderen Bundesstaaten", sagt einer der Bauern, so als müsse er sich dafür entschuldigen, dass keiner seine Kartoffeln kaufen will, weder Privatleute, noch der Einzelhandel noch die Nahrungsmittelindustrie.

Biogasanlagen, in denen sie zu Strom verarbeitet werden könnten, gibt es in Paraná noch nicht. Warum sie keiner dazu nutzt, um Alkohol daraus zu machen, weiss ich nicht. Immerhin wird aus fast allem Alkohol gewonnen, der in vielen brasilianischen Haushalten zum Putzen verwendet wird und der in Autotanks landet. Vielleicht eignet sich diese Kartoffelsorte gar nicht so toll zur Alkoholherstellung. Ich bin kein Chemiker. Trotzdem helfe ich. Einen halben Zentner Kartoffeln habe ich gekauft. Nicht, um Kartoffelschnapps herzustellen. Nein, nein. Die nächsten Wochen werde ich fleissig Gnocchi, Bratkartoffeln, Pürree, Pommes, Kroketten, Aufläufe kochen.

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2,3 Millionen Kondome lässt die brasilianische Regierung in den Faschingstagen verteilen.
"Der Carnaval ein Sex-Marathon?", fragt entrüstet ein Fernsehjournalist.


Erstmals sollen die "Posto de Saude" (Gesundheitseinrichtungen, die zur medizinischen Basisversorgung dienen) sogar noch mit der "Pille danach" ausgestattet werden. Immerhin, die Statistiken zeigen es: die Geburtenrate steigt neun Monate nach Aschermittwoch erheblich an. Von Aids und anderen durch Sex übertragbaren Krankheiten wird indes nur am Rande gesprochen.

Kommentare

Sati hat gesagt…
Hallo, Gabriela!

Das Weltsozialforum interessiert glaube ich in den immer noch "fetten" Ländern kaum jemanden. Und Berichterstattung gibt es lediglich ganz am Rande. Wie bei allen Dingen, die mal interessant wären für die Leute selbst.

"Von der Globalisierung können nur 20 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung profitieren", sagt die brasilianische Soziologin Maria T. Bega.
Und ich denke, es werden noch viel weniger sein, sind es bereits, denn die Serie der Massenentlassungen hierzulande und die Billigproduktion in China und Co. läuft ja auf Versklavung hinaus, die Kohle war und ist bei einigen Auserlesenen. Ich tippe mal, so 0,5 Prozent machen den echten Reibach.

Nichts gegen die guten Absichten der Forumsbeteiligten, aber das sind alles nicht einmal Peanuts gegen das, was zur zeit wie eine Riesenwelle auf uns zurollt - sagt mit mein hoffentlich trügliches Gefühl und meine Ohren, wenn ich den Nachrichten so lausche.

Heute viel Geschrei in D um Spionage in Privat-PC´s durch das BKA, wegen der "Gefahr durch den Int.Terr." kürze es ab, ist sowieso ein Märchen; Stasi und Gestapo lassen sehr laut grüßen, aber scheinbar BERÜHRT es nicht einmal mehr irgendwen.

Zum Sex: Auf Kuba habe ich einige Male gestaunt, wie "übererotisiert" das ganze Land so ist. Aber was sollen Leute, die kein Geld und in der Freizeit keinerlei andere Möglichkeiten haben, denn sonst machen, um sich ein bischen zu erfreuen? Ähnlich wird es auch in Brasil bei den Armen sein, Sex y Drogas y Samba halt bei euch.

Disfrutate, alles Gute erst mal wieder, Labbatú und der Rabe, eben vom Ast gefallen wegen deinem nächsten Post - siehe seinen Kommentar dort

PS: Wenn in Deutschland mal alle PC´s (und Fernseher) für ein paar Tage ausfielen, wäre die Sache mit der Geburtenrate wohl wieder im Lot, oder was meinst du?

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