Nur ein Wort: Buchregen

So, jetzt hoffe ich nur, dass ich nicht gleich wieder rausfliege.

Hochsaison mit zigtausenden Urlaubern und Erholern. Die Städte sind zur Zeit äusserst gut per Auto zu befahren. Dort wo sonst Stossstangenchaos herrscht, dürfte es momentan ziemlich öde sein. Autos, deren Besitzer und Beifahrer samt Kindern und Hunden sind hier. Hier an der Küste. Weil es meistens regnet, immerhin ist der Sommer die Regenzeit, tümmeln sich die einen im Supermarkt, die anderen am virtuellen Strand.

Kurz: Strassen und Telefonleitungen sind verstopft.

Vielleicht gelten für Urlauber Sondertelefonregeln und sie fliegen nicht so oft raus aus dem Netz wie ich es tue. Wer weiss. Immerhin habe ich es heute aber geschafft, rein zukommen. Habe nur eine Stunde und 23 Minuten dazu gebraucht. Schon stand die Leitung zur Welt. Rausgeflogen bin ich seitdem auch erst einmal. Aber ich bin schon etwas schlauer geworden.

Schreibe vorher, blogge nachher ratzfatz.

Jetzt erst einmal ein "Hurra und Danke"

Liebe Ursel, das war ein superschönes Weihnachstgeschenk. Hab' sie gleich verschlungen, die Hakima. Danke nochmal... Habe sie (die Literatur...) genossen...

Einen richtigen Riesennachschub brachte dieses Wochenende.

Vor einem Jahr habe ich ein paar deutschstämmige Schwestern kennen gelernt, die hier ihr Ferienhäuschen haben. Eine wohnt bei Ursel um die Ecke. Die Seniorinnen treffen sich regelmässig zur Klatschrunde, um ihr deutsch nicht zu vergessen. Bei einer dieser Klatschrunden habe ich sie entdeckt und mich gleich dazu gesellt. Heuer haben sie ihr Ferienhäuschen an Kinder und Freunde abgetreten, dabei aber an mich gedacht. Esther, eine der Damen, hat ihrer Tochter eine Tüte voller Bücher mitgegeben. Gestern kam die Buchtüte bei mir an. Seltene Romane kamen da zum Vorschein. Sogar einer von 1883 ist dabei: "Ein Wort", von Georg Ebers. Ich habe schon reingelesen. Erinnert mich ein wenig an den Erzählstil von Märchen und Sagen.

Dona B., wo stecken Sie nur?

Armer Postmitarbeiter. Er war schon ganz verzweifelt. Ob des vielen Regens haben sich unsere Strassen in Schlammkanäle verwandelt. Den Weg zur Post habe ich mir am Donnerstagnachmittag deshalb erspart. Das bereitete dem Postmitarbeiter sorgen. Er rief bei mir an, kam aber nicht durch, weil wir versucht haben, ins Internet zu gelangen. Da rief er beim Nachbarn an. Der Nachbar war aber übers Wochenende auf die Insel gefahren. Heute früh war dann Seu Scholze, der dono des Restaurants, in dem Alessandro arbeitet, bei der Poststelle. Da atmete der Postmitarbeiter auf, gab Seu Scholze das an mich adressierte Paket aus Deutschland einfach mit. Mittags bin ich dann zum Restaurant gelaufen, um zu sehen, ob sie Hilfe brauchen. Manchmal wurschtle ich ein wenig mit, wenn es brummt. Hilfe brauchten sie nicht. Dafür wollten alle wissen, was in dem Riesenpaket drinnen ist. "Aufmachen, aufmachen, aufmachen", dröhnten sie im Chor.

Dona Sam, hatte jede Menge Bücher und Zeitschriften rein gepackt.

Die kamen jetzt zum Vorschein und lösten ein "Oh" und "Ah" nach dem anderen aus. Hildegard von Bingen kennt hier keiner. Der Buchumschlag ist doch aber zu schön, wie Fernanda befand. Lena Christ und Paul Watzlawick steckten auch mit drin. Seufz, da freu ich mich schon richtig drauf. Hatte beinahe schon vergessen, dass es sie noch gibt. "Der Weg der Kaiserin". Toll. Da bin ich schon richtig gespannt. Es geht weiter mit Erzählungen, Wortwechsel und von der Lust am Einknicken. Ei, mit was fange ich nur an? Ich glaub, die Hildegard werde ich des nächtens geniessen. Die Erzählungen sind eigentlich genau das Richtige für die Barpausen. Da eignen sich auch die Vorzeichen und Wunder. Kornkreise von einem Mähteufel hergestellt und das schon 1678 entdecke ich beim Blättern.

Dann war da noch die Unterwäschenreklame und der Katzenkalender.

Fernanda hat sich auf Anhieb in die Brigitte-Zeitschrift verliebt. Von dem, was da steht, versteht sie kein Wort. Die Zeitschrift könnte auch in japanisch geschrieben sein. Für was gibt es Fotos. Noch dazu, Werbefotos. "Boah, die Klamotten in Europa sind ganz anders", stellte Fernanda fest. Völlige Begeisterung löste bei ihr aber die Unterwäschenreklame aus: "Wenn es hier so schöne Unterwäsche gäbe, würde ich glatt abnehmen." Schöne Spitzendessous gibt es auch in Brasilien - nur nicht hier an der Küste. Wer Dessous will, muss schon in eine der Großstädte fahren.

Schon verschlungen ist der von Sam beigepackte Katzenkalender. Als ich darin gerade herum blätterte, kam Uwe, ein deutscher Rügener, der seit sieben Jahren hier lebt, vorbei. Uwes Freundin ist Brasilianerin. Sie spricht aber deutsch. Das tut auch ihre Freundin, die sie dabei hatte. Die zwei haben sich auf Anhieb in den literarischen Katzenkalender verliebt. Da habe ich nachgegeben und ihn der Cida geliehen. Sie wird ihn morgen für sich und ihre Freundin kopieren....

Liebe Sam,
dein Paket war gerade Mal so um die 11.000 Kilometer und acht Wochen unterwegs. Ausgelöst hat es jede Menge Freude. Jetzt werde ich also täglich an dich denken. Zum Einen, wenn ich lese, zum Anderen, wenn ich den Katzenkalender betrachte (hoffe, dass Cida ihn wirklich schon morgen kopiert....).
Einen Riesenschmatz und tausend Mal tausend Dank.

Jetzt habe ich keine Zeit mehr

muss lesen gehen

zum Glück hat gerade Regen eingesetzt

Kommentare

sam hat gesagt…
Ja gibts des!
Hab eben beim Zweigestirn sehen dürfen, dass Du wieder online bist, super!

Ich hab mir schon gedacht, dass die das Paket vielleicht irgendwo anders haben brauchen können.
Mit dem Wegschicken wars nämlich ein bisschen ein Trara, á la: wenn das schon SO losgeht, fress ich den Besen wenns überhaupt je ankommt (ich habs in Bücher nach Brasilien beschrieben damals)

Freut mich sehr, dass für alle was dabei war - und jetzt halte ich Dich nicht länger vom Lesen ab!
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Liebe Sam,
da schaugst geah?
Boah das DAV-Heft ist auch super. Das Titelblatt mit dem verschneiten Mangfallgebirge wollte der Scholze gleich haben.
Superauswahl!!! Die Päpstin habe ich schon gelesen. Fängt interessant an und lässt dann schwer nach. Jetzt bin ich ja mal auf Stute und Esel bei der Hildegard gespannt.
Das mit dem Packerln ist so 'ne Sache. Du Arme. Meinem Bruder ging's ähnlich. Der war bei zwei verschiedenen Poststellen und sein Packerl bekam jedesmal Übergewicht bescheinigt. Als er endgültig genug von der Gewichtsfrage hatte, legte er einfach noch einen Asterix auf bayerisch mit rein und dachte sich "scheiss aufs Gewicht". Doch siehe da, bei der dritten Poststelle zeigte die Waage trotz mehr Inhalt glatt weniger als 5 Kilo an. Da stellte er sich die Frage, ob er wirklich bei den tausend Umpackaktionen wieder alles mit reingesteckt hatte. Er hatte. Postwaagen ticken eben anders.
Äh, was ich noch wissen wollte, wie sieht eigentlich der Landweg nach Brasilien aus? Wäre das dann über den Nordpol, den Weg, den angeblich die Wikinger schon vor weiss nicht wieviel tausend Jahren bis nach Südamerika gelaufen sind? Naja, wer weiss.
Jedenfalls ist dein Packerl angekommen und hat wahre Luftsprünge ausgelöst. Aber, du weisst schon, jetzt hab ich keine Zeit mehr. Muss lesen...
LG
Gabriela
Ursel hat gesagt…
Huhu, Gabriela !

Ich dachte immer, dass "Landweg" per Schiff sei... hm.. Bin ich da schief gewickelt ?? Jetzt hast mich erwischt :)) grübel..

Alles Liebe und gute Lektüre

Ursel

P.S.: Ich kack immer noch an Günther Grass' "Der Butt", seit einigen Monaten, parallel zu andern Sachen. Der Mann schreibt schon genial und auch unterhaltsam, aber er wiederholt sooo oft, irgendwann kann frau's nicht mehr lesen. Hab' schon überlegt, das Buch wegzulegen. Aber dazu bin ich zu ordentlich...zu Ende lesen, abhaken und so. Seine dreibrüstigen Aua's in der Danziger Weichselmündung, auweia ;) Und sein feministisches Tribunal, dass den Butt richtet..
Es ist DER Butt aus dem plattdeutschen Märchen "Vom Fischer un syner Fru" !
Naja, wenigstens zum Einschlafen, uaaah, ist es gut :)
sam hat gesagt…
Also, ich hab mittlerweile erfahren, dass ALLES Luftpost ist, auch der "Landweg", mit dem Schiff wird die übliche Post gar nicht mehr befördert.
Der Unterschied ist, ob es nach dem ersten Flughafen des Bestimmungslandes landwegsmässig weitergeht oder mit dem Flieger.
Diese Information ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen, da ich sie direkt vom Postamt habe :)

Grüsse ausm Schneewehen,
Sam

Beliebte Posts aus diesem Blog

Stachelpalme mit Frucht

Endlich, mein Stachelbaum:

Regentagblues

Invasion beim Nachbarn

Mitten im Winter wird es Sommer