Eine andere Welt ist möglich

So lautete eins der Mottos vom Weltsozialforum. Ein schönes und mutiges Motto. Ich hoffe nur, dass nicht zur blossen Affirmation verkommt, sondern auch Wirkung zeigt.

Zum siebten Mal fand das Weltsozialforum statt. Dieses Mal in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Während in Davos vom 20. bis zum 25. Januar die Vertreter von ein paar reicheren Ländern mal wieder versuchten, ihre Einigkeit bei der Verteilung des Kuchens zu stärken und mit Häppchen das soziale Gewissen zu beruhigen, diskutierten in Afrike Vertreter von vorwiegend ärmeren Ländern, von weltweit oder landesweit tätigen Hilfsorganisationen, diskutierten Aktivisten, Künstler, Kirchenvertreter und sozialpolitisch Interessierte über das Leben an der Grenze zum Tod. Ausbeutung, Hunger, Kriege, Aids, Armut und mögliche Perspektiven zu einem würdigen Dasein für alle Menschen und nicht nur für ein paar auf der nördlichen Erdkugel.

Seit die Armut meine Nachbarin ist, geht mir das Thema noch näher als es es früher ohnehin schon tat. Mittlerweile weiss ich aber, was es heisst, wenn einer Familie fünf Centavos fehlen, um eine Milch zu kaufen oder auf den Bleistift für den Sohn, die Tochter, verzichtet werden muss, weil es wichtiger ist, Brot zum Essen zu haben.

Es gibt sie natürlich die staatlichen Hilfsprogramme. Allerdings kommen sie bisher gerade einmal 25 Prozent der Bedürftigen zu Gute. Das Problem: die Registrierung und die Bürokratie. Bolsa de familia, die Familienhilfe, lässt sich nur mit einer gültigen und nachweisbaren Adresse sowie mit einem Ausweis beantragen. Viele, die in den Favelas wohnen haben weder Ausweis noch Adresse, noch sind ihre Kinder registriert. In einigen grossen Städten sind Sozialarbeiter in den Favelas unterwegs, um zu registrieren und zu helfen. Wie viele es sind, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass hier auf dem Land keiner unterwegs ist und die Busfahrt in die Stadt für etliche nahezu unerschwinglich ist.

Für eine sozial gerechtere Welt muss wirklich noch Vieles, Vieles, Vieles getan werden. Umso wichtiger halte ich das Weltsozialforum, nicht nur weil es als Kontrapunkt zum Weltwirtschaftsforum in Davos gedacht ist, sondern auch weil es zumindest einige zum Nachdenken anregt.

Zumindest hier wurde in Zeitungen und Fernsehen vom Weltsozialforum berichtet. Der regionale Sender Paraná TV brachte sogar täglich eine Diskussion zu Themen des Forums. Vielleicht liegt die Medienpräsenz daran, weil immer noch über 25 Prozent der Bevölkerung Brasiliens in der absoluten Armut mit dem Hunger als Weggefährten leben, auch Brasilien von so manchen multinationalen Unternehmen ausgebeutet wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass das erste Weltsozialforum 2001 in Porto Alegre, einer südbrasilianischen Stadt staattfand und sich nun der brasilianische Bundesstaat Paraná mit seiner Hauptstadt Curitiba beworben hat, Austragungsort des nächsten Weltsozialforums im Jahr 2009 zu sein. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, in deutschen Medien je so viel über das Forum gelesen oder gesehen zu haben, wie das hier der Fall ist. Beim Stöbern im Internet habe ich zudem nur Artikel in der TAZ, klar, bei der deutschen Welle und einigen Kirchenblättern gefunden. Falls ihr mehr mitbekommen habt, lasst es mich doch bitte wissen....

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