Projekt Kioskbar

27. August 2006
Irgendeine Macht will nicht, dass wir nach Bahia ziehen. Zuerst wurde einer der Kater krank. Katzenleukämie. Soll durch Zecken oder Flöhe übertragen werden. Armer Kater, ist fast gestorben. Wiegt nur noch die Hälfte.

Dann ist der Auspuff vom Auto runter gefallen. Eine Werkstatt hier in der Nähe, die in reparieren könnte, haben wir noch nicht gefunden. Haben die restlichen Teile provisorisch mit Draht befestigt. Große Strecken sind so aber nicht drinnen.

Dann meinte Manuele, wir könnten doch zusammen eine Art Kioskbar machen, auf dem Gelände ihres Vaters. Da steht schon eine Churrascaria, ein Restaurant, in dem es Grillfleisch zu Hauf gibt. Ihr Vater würde den Kiosk zusammenzimmern. Wir müssten nur das Holz kaufen. Eine Genehmigung von der Gemeinde bräuchten wir auch nicht, weil ihr Vater ja schon eine hätte für das Restaurant. Stühle, Tische, Sonnenschirme hätten sie schon. Fehle nur noch die Dekoration und das Input, Getränke, kleine Mahlzeiten. Wir könnten es doch über die Touristenzeit hinweg probieren, meinte sie. Die Touristenzeit beginnt im Dezember und geht bis Aschermitwoch. Dann fallen aus den umliegenden Städten zu tausenden Sommergäste über die Küste ein.

So, jetzt weiß ich auch nicht, was wir machen sollen. Bisher habe ich keine einzige Zusage oder wenigstens eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch auf meine Bewerbungen in Bahia bekommen. Dafür könnte Alessandro in der Touristenzeit hier im Süden sechs Tage die Woche im Restaurant arbeiten. Das mit dem Haustausch scheint sich auch erledigt zu haben. Zumindest hat sich die Vermieterin nicht mehr gemeldet und war auch nicht zu erreichen. Wenn sie wollte, dass wir bis Ende August auszögen, dann hätte sie uns das doch wohl schon wissen lassen. Immerhin ist heute der 27. und somit so ziemlich das Ende vom August erreicht.


Ein wenig fühle ich mich ratlos. Vorsichtshalber habe ich Manuele schon einmal ein paar meiner Bedingungen wissen lassen. Betreiber der Kioskbar: nur sie und ich. Zwei Partner und nicht noch ihr Bruder, Schwager, Onkel oder wer sonst noch so mitmischen wollte. Die Dekoration fällt unter meine Obhut. Beim Essen muss etwas Europäisches her. Geöffnet nur nachts. Tagsüber will ich schreiben können. Ausserdem muss es ein Kiosk mit Selbstbedienung sein. Immerhin will sie ein paar Tische und Stühle aufstellen. Mit Bedienung wären aber wieder mehr Leute notwendig. Wir werden einen Plan machen, wer wann arbeitet. Arbeits- und Vorbereitungsstunden werden notiert, Umsatz und Ausgaben auch, damit sich keiner übervorteilt fühlt. Nach der Saison muss ich ohne Kosten aussteigen können und endgültig werde ich ihr erst Ende September zu- oder absagen. Bis dahin werde ich weiterhin mein Glück bei der Arbeitssuche in Bahia versuchen. Kein einziges Mal hat Manuele widersprochen. Fand meine Bedingungen „super“.

Sieht ganz so aus, als ob das Projekt Kioskbar etwas werden könnte. Naja, wer weiß vielleicht lässt sich damit ja wirklich ein wenig Geld verdienen, das uns dann einen Neustart in Bahia erleichtern könnte. Wir könnten ja auch jetzt schon einmal für zwei Wochen in ein paar Bahianische Städte düsen, um vor Ort die Lage zu sondieren und Informationen zu sammeln. Über das Internet ist das nicht so einfach. Dabei könnte ich mich dann auch gleich bei ein paar Organisationen vorstellen. Oder wir entdecken mal eben so in Bahia einen Kiosk, der zu verpachten oder zu verkaufen ist. Dann könnten wir gleich dort bleiben.

Der Gedanke, es mit Bahia langsam anzugehen, gefällt mir jedenfalls immer mehr, je mehr ich darüber nachdenke. Was mich daran stört, ist dass es einen Aufschub bedeutet. Ich mache Sachen lieber gleich, als erst ewig darauf zu warten. Immerhin, zwei Wochen Sondierungsurlaub wären ja ein wenig Aktionismus. Werde noch einmal in mich gehen.

Kommentare

sam hat gesagt…
Guten Morgen Gabriela,

Ich find das eine gute Idee, saisonweise ranzuklotzen! Und als Selbständige- umso besser. Mir gehts wie Dir: Ich arbeite auch immer lieber in die Nacht hinein das Geldverdienensmässige, und nutze die Tage für mich.
Ich lebe gerade von meinen Patienten und fürchte schon wieder in mein altes Heilpraktikerfahrwasser zu geraten, bei mir tut sich anstellungsmässig auch nichts. Alle (Handwerker) sagen, sie hätten eher zuviel als zuwenig Angestellte und ich warte drauf, dass der angebliche Konjunkturaufschwung sich endlich zeigt. Oder ein anderer Weg sich weist. Ich habe eben auch meine "Ansprüche", genau wie Du...

Das mit Euerm Haus ist ja schon der Hammer, nicht wissen was Sache ist, auch nicht ganz bei Trost Eure Vermieterin? Ich reg mich auch schon nimmer auf, solange bis ich irgendwas schwarz auf weiss habe und selbst dann bin ich mir nicht sicher, ob es sich lohnt, das Aufregen.

Naja, ich fang mal den Tag an.
Grüsse!
Sam
Anonym hat gesagt…
Hallo Gabriela,

schön wieder von dir zu lesen. Hatte dich bereits vor meinem geistigen Auge umziehen sehen. Übriges Skype aktiv. Hatte dich schon mehrfach angeschrieben via Skype. Aktivier mich doch mal. Es grüßt herzlich dein altes verregnetes Freising und die gute alte Karin
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Sam, hallo Karin,
glaube wir werden das tatsächlich machen mit der Kioskbar. Mir gefällt die Idee zunehmends. Die Vermieterin hat sich immer noch nicht gemeldet und ist auch immer noch nicht zu erreichen. Brasilien, sage ich da nur. Kommst heut nicht, kommst morgn nicht... Ich tu deshalb so, als ob wir einfach bleiben könnten...
Liebe Grüsse
Gabriela
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Karin,
habe gerade mal meinen skype gecheckt. war leider keine Nachricht von dir dabei. Lass es uns doch am Wochenende versuchen. Samstags bin ich meistens ab 14 Uhr (bei euch 19 Uhr) drinnen und sonntags schon vormittags. Hoffe, es klappt...
LG
Gabriela

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