Eigentlich hat das Justizministerium schon Ende August 2006 meine „Permanência“, mein Visum, genehmigt. Das gilt aber nicht, so lange ich nicht ins Fremdenregister eingetragen bin, hatte man mir bei der Policia Federal gesagt, der Bundespolizei. Daraufhin hatte ich gleich den Antrag für den Eintrag gestellt, die Staatsdiener mit tausenden Kopien von allen möglichen Papieren beglückt und beim Konsulat die Bestätigung angefordert, dass ich auch wirklich Deutsche bin. Im Oktober machte sich der Antrag dann auf Reisen. Seitdem warte ich, warte darauf, dass das Visum mit dem Eintrag ins Fremdenregister endlich als Visum anerkannt wird.

Mein provisorisches Visum ist mittlerweile wieder einmal abgelaufen. Damit ist ein Besuch bei der Policia Federal angesagt. Das Gebäude, in dem diese sowie eine Abteilung des Landwirtschaftsministeriums untergebracht ist, sieht aus wie aus den 70er Jahren. In den 70ern gebaut, seitdem nie mehr etwas gemacht. Im linken Eck der Eingangshalle gibt es deshalb eine kleine Tropfsteinhöhle. Wer bei Regen in die Abteilung der Policia Federal will, darf dem Nass von oben ausweichen und ein paar hauseigene Pfützen durchqueren. Ich wundere mich jedes Mal wieder, dass die Stapel von Kartons, die gleich hinter dem Tropfsteinbereich den Gang verstellen, nicht längst aufgeweicht sind. Nur ein paar der Kartons stehen höher, auf einem Arrangment von alten, sehr alten, Tischen und Stühlen, die dort abgestellt und längst vergessen wurden.

Der Polizist tippt die Zahlenreihe von dem Papierstreifen ab, den ich beim letzten Mal bekommen habe. Ein kleiner Streifen, auf den sie mein Passfoto und die Bearbeitungsnummer meines "Vorgangs" geklebt haben. Neben dem Foto der Hinweis auf meine Passnummer mein Visumsantrag, meine Unterschrift und ein Haken im Kästchen "weiblich". Keine Selbstverständlichkeit. Auf dem vorhergehenden Papierstreifen hatte der Beamte zum Vergnügen aller, die ihn zu sehen bekamen, "männlich" angekreuzt.

Der Computer arbeitet und wir warten, warten bis er die Antwort auf die Frage ausspuckt, was denn mit meinem Antrag in all den Monaten, in denen er schon auf Reise ist, passiert sein mag. Nein, über den Eintrag sei noch nicht entgültig entschieden, erfahre ich. Der Vorgang sei aber immerhin schon in der ersten Box. Toll. Wäre er in der zweiten Box, wäre der Eintrag abgeschlossen und meine "Fremdenkarte" in Druck, wird mir erklärt. Die "Fremdenkarte", das ist so etwas wie ein Ausweis für Ausländer und der Beweis für mein Visum.

Es sei davon auszugehen, dass über meinen Eintrag ins Fremdenregister in der nächsten Zeit positiv beschieden werde, sagt der Sachbearbeiter. "In der nächsten Zeit, das kann lange dauern", sage ich. Ein Schulterzucken kommt zurück. Momentan sei es schwierig, eine genaue Zeitangabe zu machen, erklärt er, weil alle Fremden, die in Brasilien leben, sich hätten neu registrieren lassen müssen und das habe dann so etwas wie einen Kollaps verursacht. Daraufhin seien dann auch noch der Bundesdruckerei die Materialien ausgegangen. Und jetzt würde es eben ein wenig länger dauern als sonst. Aber, jetzt hätte ich ja wieder für sechs Monate ein Visum und könne beruhigt weiter warten, sprach er, drückte mir den Papierstreifen mit dem neuen Stempel in die Hand und wandte sich mit einem "Proximo", "der Nächste", neuen Aufgaben zu.

Kommentare

sam hat gesagt…
Um Gottes Willen.
Dein Visum wirst Du Dir mal gerahmt an die Wand hängen schätze ich...?
Grüsse,
Sam
Ursel hat gesagt…
Na, prost Mahlzeit !!

Mir haben sie immerhin gesagt, dass ich bis "Ende des Jahres" meine "permanência" haben werde. Was danach kommt, da denke ich erstmal noch nicht dran. Vielleicht wollen die hier ja auch nicht so einen Nachweis, dass ich wirklich Deutsche bin (das sollte, wenn, ja dann auch wohl VORHER abgeklärt sein).
Ist schon alles sehr lustig !!
Bis bald
Ursel
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Sam,
ich dachte eher daran, eine Collage mit all den Papieren und den Kopien der tollen Stempel in meinem Pass zu machen. In der Mitte würde dabei natürlich das Visum prangen. Vielleicht kommt zur Krönung noch ein Lorbeerkranz außen rum, quasi als eigene Anerkennung für die durchlaufene Ämterorgie... Bis ich mich daran machen werde, wird es allerdings noch etwas dauern, und dauern, und dauern...

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