Madonna und die Schalensteine

Für "Juansi"
Juansi wollte wissen, ob es Madonnen und Grotten an Wegen und Feldern auch in anderen katholischen Gegenden gibt. Das tut es. Auch hier in Brasilien, gibt es sie. Schließlich soll Brasilien das Land mit den meisten Katholiken sein. Zumindest wird das offiziell verlautbart, auch wenn ich bisher mehr "Crente", Protestanten, kennengelernt habe. Aber vielleicht ist das nur lokal bedingt.

Zurück zu den Madonnen. Feldkreuze mit dem sterbenden Jesus habe ich noch keine gesehen, dafür schon einige Madonnenstatuen aus allen möglichen Materialien. Für manche wurden kleine Grotten aus gesammelten Steinen gebaut. Andere stehen einfach so da.

Hier die Madonna aus Holz an einem Strandzugang im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina.

Was mich aber noch mehr erstaunt hat, als all die Madonnen, sind die Schalensteine. Hinter der Holzmadonna gibt es einen kleinen Trampelpfad, der zu einem riesigen Felsblock führt und dort sind die spiegelglatten Kreise mitten auf dem Felsen. Indianer sollen hier ihre Pfeilspitzen geschliffen und so die Kreise geschaffen haben, erzählt sich die Bevölkerung. Warum sie hierher gingen, um das zu machen, warum die Schleifspuren kreisrund und nur an einer bestimmten Stelle sind, konnte oder wollte mir keiner beantworten. Erfahren habe ich aber, dass vor dem Felsen ein indianischer Friedhof sein soll. In einen Berg von Muscheln sollen sie dort ihre Verstorbenen begraben haben. Also doch keine gewöhnliche Schleifstelle, sondern ein Kultplatz.... - und eine kleine Verbindung zu meiner Heimat, den Alpen...

Kommentare

Juansi hat gesagt…
Liebe Gabriela,
danke für das Bild. Ich mag die Madonna, das weibliche Gottesbild hat nämlich in meiner Kindheit völlig gefehlt. Es war wie nach Hause kommen, als ich die Göttin entdeckte, endlich eine Unterstützung meiner weiblichen Identität. Und eine Erinnerung an meine Oma, die ich sehr geliebt habe. Von ihr träume ich heute, vierzig Jahre nach ihrem Tod immer noch und fühle ich mich von ihr beschützt. Ich stelle mir vor, die Menschen haben sich ihre Götter und Göttinnen nach dem Vorbild ihrer geliebten und verehrten Ahninnen und Ahnen geschaffen.
Herzliche Grüße Juansi
sam hat gesagt…
Was ich interessant fand im -katholischem- Irland, war etwas, was ich "Marienschachteln" genannt habe: Runde oder herzförmige Plastikdosen mit transparentem Deckel, sah von weitem aus wie die alten Konfektschachteln, die es vor der Verpackungsdiskussion mal gab- mit einer Madonna drin, mit oder ohne drei Rosen oder dem Herz Jesu. (und die Tatsache, dass es auf alten Kirchen, wenn schon Kreuz, dann gerne vier, in jede Himmelsrichtung eins- auf dem Turm gab... )

Interessant deswegen, weil bei uns in Oberbayern, von woanders weiss ichs nicht, die Maria auf den Gräbern von alters her nicht vorkommt. Ihren Part hat sie im Rosenkranzbeten zur Totenwacht und zum Totengedenken und (seltener) als Pietà in der Totenkapelle am Friedhof.
Ich hab mir sagen lassen, das käme daher: Wenn man in der Erde liegt, ist die Hauptsache schon vorbei- das Rübergehen der Seele. Und seit der Aufklärung wäre die Madonna sowieso zur Gäa reduziert, also zur Erdmutter, und hätte mit dem Jenseits nichts mehr wirklich was zu tun. Daher sinds bei uns die Engel, die an den Gräbern wachen.

Kann ich gut nachvollziehen.

Nochmals Grüsse,
Sam
sam hat gesagt…
Ich krieg übrigens das Seufzen, wenn ich das Grün auf dem Madonnenfoto sehe
(und finds toll, dass die da so stehen kann- in der Wildnis?)
Bei uns hätte die längst jemand brauchen können, fürchte ich. Deswegen stehen auch bloss noch Giessereiprodukte der billigen Art mitten in der Natur.
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Liebe Juansi,
liebe Sam,
sorry, dass ich erst jetzt antworte. Bin zur Zeit wieder nur am Wochenende im Netz. Irgendwo in meinem Fundus habe ich noch Bilder von einer Kirche, einer kleinen brasilianischen Hafenstadt. Dort trohnt auf dem Altar keineswegs der Jesus und es gibt kein Kreuz. Vielmehr steht dort eine Marienstatue. Beim Candomblé (afrikanisch-katholischer Glaubenskult) hat sich die Figur der Maria mit der Iemanjá, der Mutter aller Gottheiten und des Meeres, vermischt. Am Neujahrstag und an Lichtmess werden ihr Blumen als Opfergaben dargebracht. Manchmal ist auch der Strand hier voll mit Blumen. Dann hat nachts eine kleine Zeremonie zu Ehren der Iemanjá stattgefunden. Da fällt mir ein, im bayerischen Wald gibt es ein Prämonstratenser Kloster mit Kirche, deren Altar ebenso eine blaue Madonna auf der Mondsichel ziert. Dahinter wurde mittlerweile freilich aber das obligatorische Kreuz aufgestellt...
Zu den Schalensteinen. Die gibt es auch in den Alpen. Vielleicht wisst ihr ja mehr darüber oder wo es sie sonst noch gibt, dann lasst es mich bitte wissen...
liebe Grüsse
Gabriela
Juansi hat gesagt…
Liebe Gabriela,
im Hof des Schlosses von Hammelburg in der bayrischen Rhön liegt ein Schalenstein, den ich mir mal vor vielen Jahren auf den Tipp einer Freundin hin angeschaut habe. Sie sagte mir damals, dass das in den Vertiefungen enthaltene Regenwasser Fruchtbarkeit spendende Wirkung habe. Die habe ich aber nie gebraucht. Und dann besitze ich noch ein Buch "Die alten Steine" von Michael Schmidt, in dem sind noch andere Schalensteine in Mitteleuropa beschrieben. In einem anderen Buch über die Küste Mecklenburgs sind auch zwei weitere Schalensteine abgebildet. Bei wikipedia habe ich dann noch einige interessante Links gefunden. Ich habe mich lange nicht mehr damit beschäftigt. So etwas passiert bei mir meistens zyklisch.
Herzliche Grüße aus dem Schnee
Juansi
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Liebe Juansi,
danke für die Infos! Werde nachher noch im Wikipedia stöbern. Wusste nicht, dass es auch in Mecklenburg Schalensteine gibt. Habe mich wie du vor etlichen Jahren mal damit beschäftigt und mir damals nur Bücher über die Schalensteine in den Alpen zugelegt. Es gibt sogar uralte Wanderpfade entlang der Schalensteine... Meine Bücher sind aber alle noch in Deutschland... Aber zum Glück haben wir ja das Internet...
liebe Grüsse aus dem derzeit sonnigen Südbrasilien...
Gabriela

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