Weihnachtsinspektion im Postamt

Wenn sie wollen, die Politiker, dann können sie ganz schnell ein Gesetz ändern. Vor einem Jahr noch bin ich mit meinen Weihnachtsgeschenken zur Post gegangen - unverpackt. Pakete, die ins Ausland gehen, mussten offen zur Post gebracht werden. Dort füllte dann der Angestellte gemeinsam mit mir die Deklaration für den Zoll aus, verschloss das Paket und ab ging die Post.

Dann wurde das Gesetz geändert. Im April wurde ich wieder nach Hause geschickt, als ich mit einem offenen Päckchen bei der Post ankam. Ich sollte es daheim verschliessen und den Zollzettel selbst ausfüllen, war mir gesagt worden. Denn ab nun sei alles anders.

Mit einem verschlossenen Paket bin ich am Montag zur Post gegangen. Das neue Gesetz schon völlig verinnerlicht. Indes kam alles anders. Nein, nein, meinte der Postbeamte, jetzt müsse das Paket wieder offen vorgelegt und von ihm der Inhalt und die Zolldeklaration kontrolliert werden. Jedes zehnte Paket wird ganz offiziell vom Zoll stichprobenartig geöffnet, um zu kontrollieren, ob die Angaben auf der Deklaration mit dem Inhalt überein stimmen. Bei den Stichproben hätte sich aber gezeigt, dass zu viele Angaben nicht gestimmt hätten. Also seien die Bestimmungen für internationale Pakete wieder geändert worden, erklärte mir der Postangestellte und hielt mir ein Teppichmesser entgegen, mit dem ich mein verschnürtes und mit Paketband verklebtes Päckchen wieder öffnen sollte.

Wie mit einem Skalpell zog ich die Kanten entlang, um das Packpapier wieder verwenden zu können. Ich sezierte mein Paket, öffnete all die kleinen Päckchen, in die ich die Weihnachtsgeschenke für Neffen, Nichten und Geschwister eingepackt hatte und füllte, wie geheißdn, den Zollzettel aus.

Die Schlange der Wartenden hinter mir wurde länger und länger. Brav stellten sich immer mehr Männer Frauen und Kinder in die Reihe, warteten und beobachteten, was so alles aus meinem Paket zum Vorschein kam, als der Postbeamte meine Angaben mit dem Inhalt verglich, um daraufhin wieder alles völlig ungeordnet ins Paket zu geben. Das Briefchen für die Nichten landete bei der Goiabada für die Mama. Die Information über die Goiabada legte er zu den Spielzeug für die Neffen. Ich setze zu einer Bitte an, doch die Briefchen den Päckchen entsprechend zuzuordnen. Geflissentlich ignorierte er mich. Ein Blick auf die Warteschlange, die unaufhörlich wuchs, hielt mich davon ab, weiter zu reklamieren.

So wird es denn ein Überraschungspaket, wenn meine Nichten die Goiabada für die Mama auspacken und meine Mama das Spielzeug für die Neffen. Hat einen Hauch von Gruppendynamik. Bei pädagogischen Seminaren machen sie gerne solche Spielchen. Jeder bereitet ein kleines Geschenk vor, das dann mit all den anderen Geschenken in einem Sack landet. Der Reihe nach dürfen die Seminarteilnehmer ein Geschenk ziehen und raten für wen es gedacht war. Der Beschenkte darf dann raten, von wem es kam. Zumindest der letzte Rateschritt entfällt im Falle meines Paketes. Neffen, Nichten und Geschwister wissen schließlich, dass das Paket von der Tante aus Brasilien kommt.

Kommentare

Ursel hat gesagt…
Liebe Gabriela,
ach ja !
WIR sollen bitte flexibel sein, gell ?
Von der Änderung habe ich noch garnichts mitbekommen. Hier sollen die Päckchen immer offen zur Post gebracht werden, soweit ich weiss.
Ob's da auch noch regionale Unterschiede gibt ?
Hey, wir haben ein kleines Kätzchen !
Supersüss und ich muss mal wieder gucken, wo es grad steckt und Unsinn macht.
Liebe Grüsse
Ursel

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