Sekretärin zu verkaufen

Toll. Beinahe hätte ich eine Sekretärin gekauft. In den "Lojas Americanas", den Läden aus dem Land, in dem angeblich alles möglich ist. Sogar Sekretärinnen gibt es dort zu kaufen. Im Angebot. 29,90 RS soll eine von ihnen kosten. Ich könnte sie aber auch in Raten zahlen, erklärt die freundliche Stimme aus dem Telefonhörer. Dann wäre innerhalb von fünf Tagen eine Anzahlung von 11,90 RS fällig und danach zwei Monatsraten zu je 9,90 RS an. Bevor ich etwas sagen kann, ist die Dame, mit Namen Jessica, wie sie gleich zu Anfang ohne jede Atempause nach einem gesungenen "Einen schönen guten Morgen" verraten hat, schon dabei, allerhand Vorzüge aufzuzählen. Keine monatlichen Ausgaben nichts und absolute Kontrolle über alle Vorgänge, verspricht sie. Ein einmaliges Angebot in Kooperation der brasilianischen Telekom mit besagten Läden. "Ähm", versuche ich einzuwerfen. Doch das überhört sie geflissentlich. Gnadenlos knattert sie weiter. Klingt wie ein "Ave Maria. Gebennedeit seist du unter den Weibern", wie es vornehmlich alte Frauen in leeren deutschen Kirchen vor sich hin leiern. Nur noch einzelne Wörter nehme ich wahr, als sie bei der Frage ankommt, ob ich denn nun eine Sekretärin will oder nicht. "So eine Sekretärin wäre schon toll", antworte ich und erhalte daraufhin gleich eine Protokollnummer. Ich notiere die Zahlenfolge und schaue sie verdutzt an. Habe ich denn jetzt eine Sekretärin gekauft?, will ich wissen. Nein, nein. Das Kästchen müsste ich im Laden bestellen, erfahre ich. Auf das Kästchen, die Sekretärin, verzichte ich aber vorerst. Denn irgendwo in meinen Umzugskisten schlummert so eine "secretaria" schon, so ein Anrufbeantworter, der im brasilianischen Portugiesisch eben "secretaria eletronica", elektronische Sekretärin, heißt.

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