Kolonisierende Laubfrosch-Verwandschaft im Baumfarn


Kreckeck, kreckeck, Kreckeck

Huch, ein Baumfrosch. Was macht der hier mitten im Winter?

Eigentlich kreckecken die Pererecas fleißigst im Sommer, ein wenig auch im Frühjahr. Ich erinnere mich aber nicht daran, dass sie auch im Winter versuchen, Weibchen mit ihrem Gerufe anzulocken.

Als wir das Loch für unsere Versatzgrube ausgehoben hatten, sind sie gleich in Scharen aufgetaucht. Von einem Tag auf den anderen, hatte es sich bei ihnen herum gesprochen, dass es einen neuen Laichplatz gibt. Die Grube hatte sich mit Grundwasser gefüllt, das bei uns teilweise schon nach 80 Zentimetern zum Vorschein kommt. Hinter der Grube stand ein Xaxim, ein Baumfarn. Der bot die besten Voraussetzungen für eine neue Kolonisierung. Im Schutz der Blätter haben die drei bis vier Zentimeter kleinen und knallgrünen Pererecas dort nachts ohne Unterlass kreckeckt. Hoch oben haben sie sich auch gepaart, bevor sie sich zur Laichablage in die Grube vor dem Xaxim herabgelassen haben. 

Baumfrösche machen ihrem Namen nämlich alle Ehren. Sie leben nicht am Boden, sondern klettern mit ihren Haftscheiben die Bäume und Büsche hinauf. Dabei sind sie nicht gerade zimperlich. Einige der Xaxims sind mit Stacheln bewehrt, was die Verwandten des Laubfrosches keineswegs stört.
Zuerst habe ich sie nur gehört. Dann habe ich aber des nächtens mit der Taschenlampe in der Hand gleich 14 Stück von ihnen auf dem Xaxim und den daneben stehenden Bäumchen entdeckt. Wahrscheinlich waren es aber mehr. Pererecas verstehen es, sich zu tarnen und tauchen ruck zuck hinter einem Blatt ab, wenn der Strahl der Taschenlampe sie trifft. 

Da saßen sie und riefen ihre Weibchen, kletterten langsam den stacheligen Xaxim hinauf, hangelten sich von Blatt zu Blatt eines kleinen Baumes und gaben lautstark ihr Bestes. Interessant ist, dass es einige Halodri-Männchen gibt. Die machen es sich frech neben einem Crack bequem und überlassen dem das Rufen. Kommt ein Weibchen geht das Gerenne los, wer es zuerst besteigt. Der Verlierer gibt aber nicht auf. Er besteigt dann kurzerhand das Männchen, das schon auf dem Weibchen sitzt. Der größte Froschturm, den ich gesehen habe, bestand aus drei Männchen auf einem Weibchen.

Ich weiß nicht wirklich, ob die Weibchen tatsächlich heruntergestiegen sind, um in der Grube ihren Laich abzulegen. Jedenfalls habe ich nach ein paar Tagen Laich in der Grube entdeckt. Noch ein paar Tage später schwammen dann auch ein paar der grünen Pererecas darin herum. Vielleicht sind sie auch nur vom Baumfarn herunter gefallen. 

Zum Glück der Kaulquappen hatte sich unser Versatzgrubenprojekt hingezogen. Wir haben außerhalb der Grube einen wasserdichten Ring mit Boden gebaut, damit kein Wasser eindringt und auch das Grundwasser nicht verschmutzt wird. Den haben wir dann später mit Hilfe eines Seilzuges in die Grube gelassen. Zuvor gab es aber noch eine Perereca-Rettungsaktion, bei der Alessandro die wenigen Kaulquappen und Jungfrösche, die zu dem Zeitpunkt noch im Wasser waren, mit dem Kescher heraus gefischt und zu einer Aufweitung unseres kleinen Baches getragen hat.

Weltweit soll es 80 Arten der Familie Hylidae geben, zu der die Pererecas und auch die Laubfrösche gehören. In Brasilien sind 60 von ihnen vertreten. Bei uns habe ich bisher drei verschiedene Arten gezählt. Eine einfach grüne mit schwarzen Augen, die unseren Baumfarn kolonisiert haben, eine neongrüne mit orangefarbenen Beinchen und einen hellblauen. Der Hellblaue scheint eine giftige Substanz über seine Haut abzuscheiden. Jedenfalls ist es ein paar der Katzen nach dem Fangversuch des hellblauen Frosches ziemlich schlecht gegangen. Nein, gestorben sind sie nicht, wir haben ihnen ein Antitoxico gegeben. Mittlerweile wissen sie, dass mit den farbigen Fröschen nicht zu spaßen ist und lassen diese links liegen.

Warum die einsame Perereca nun mitten im Winter gerufen hat, ist mir schleierhaft. Ich glaube, sie hat sich in der Nähe der Quelle hinter dem Schuppen versteckt. Dieses Mal bin ich nachts aber nicht rausgestiefelt, um sie zu suchen. Zu kalt und zu nass....

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