Herantasten

Irgendwann einmal soll uns die Tulpe den Weg ins Haus leuchten...

Bei Tageslicht besehen, sieht sie so aus:


Fast ist sie fertig, unsere erste Bambusleuchte. Mein Lehrstück. Die Arbeit mit ihr hat mich gelehrt, dass der Bambus tatsächlich kein Holz ist. Holz lässt sich einfacher beschnitzen. Nein, die Aussage stimmt nicht wirklich. Wahrscheinlich ist das Beschnitzen von Bambus auch ganz einfach, wenn ich erst einmal seine Eigenarten besser kenne. Bei Holz weiss ich, Astgabeln, Einlagerungen, Wurzeln, da bricht das Holz rundherum. Beim Bambus kommt es indes schnell zu Rissen, wenn ich vertikal schnitze. Er ist ein wenig spröde. Fast so wie Ulmenholz. Vertikal schnitzend flutscht das Messer besser. Da muss ich also doppelt aufpassen, dass es keine Risse gibt.

Bearbeite ich den Bambus in noch grünem Zustand, brauche ich weniger Kraft, als wenn er schon fast trocken ist. Das hat jedoch den Nachteil, dass sich schlankere Zwischenstücke später beim Trocknen in irgendeine Richtung verbiegen. Auf dem Bild kommt das vielleicht nicht so raus, aber durch das Verbiegen, ist das rechte Blatt ein wenig nach innen verschoben. Drei Bruchstellen, allesamt auf der rechten Seite, nahezu übereinander gelegen, aber eben doch nicht exakt übereinander, habe ich beim heraushämmern der Lochstruktur verursacht. Die werde ich nachher noch mit Holzleim verkleben.



Die Leuchte soll noch rot eingefärbt werden. Dazu muss ich sie erst ein wenig abschleifen. Die "Haut" von Bambus gleicht einer mit Wachs oder Schellack behandelten Fläche, sie ist glatt und wasserabweusend, nimmt also kaum Farbe auf. Manche mischen feinen Sand in die Farbe, um so zu erreichen, dass die Farbe nicht einfach heruntertropft, sondern sich gleichmässig verteilen lässt. Ich werde es zuerst mit Aufrauhen versuchen. Als Farbe möchte ich eine Mischung aus Leinöl und Pigmenten verwenden. Vielleicht werde ich noch ein Eigelb mit dazugeben, damit sich die Pigmente mit dem Leinöl besser vermischen. Mal sehen. Die Pigmente habe ich zwar noch nicht gekauft, aber schon ausgewählt. Meine Wahl ist auf das "Urucum" gefallen. Eine strauchartige Pflanze, die hier in der Mata Atlântica wächst und von den Indios zur Bemalung des Körpers verwendet wird, sowie um Mücken fernzuhalten.

Hier noch ein Foto vom Urucum (Bixa orellana), das ich in der Nähe von São Paulo gemacht habe...



Mit unserer Hausgeschichte ist es diese Woche leider nicht voran gegangen. Das Amt für Kolonialisierung hat unseren Antrag immer noch nicht beschieden. Seufz. Zudem hat die Regenzeit begonnen und die Zufahrt zum Grundstück in eine mehrere Dezimeter tiefe Schlammpiste verwandelt. Wir müssen unbedingt eine Drainage einbauen oder Entwässerungsrinnen. Bei ein paar hundert Metern und ziemlich tonhaltiger, verdichteter Erde kein lustiges Unterfangen. Allerdings notwendig.

Endlich geschafft habe ich es, die Homepage für einen Bekannten fertig zu programmieren und samt Datenbank zu installieren. Läuft alles prima. Der Seppl hat mir die Suppe allerdings noch ganz schön versalzen. Kein "Danke", kein "schön ist es geworden", kein nichts. Im Gegenteil, im Ton eines altertümlichen Herrschers hat er kleinliche Änderungen und grosse Zusätze verlangt. Zuerst habe ich noch nachgegeben, weil das mit der Höflichkeit bei vielen Menschen, die hier an der Küste leben, nicht so ist. Zumal dann, wenn sie schon ein wenig mehr Geld als der Durchschnitt besitzen, vergessen sie schon mal die Höflichkeit und verfallen ins Herrschen. Als dann aber immer wieder frühmorgens Anrufe vom Herrn Herrscher kamen, habe ich meine Höflichkeit hinten angestellt und erklärt, dass ich morgens keine Anrufe mehr entgegen nehmen werde, weil ich nämlich nachts an seiner Site arbeite und deswegen erst spät ins Bett gehe und überhaupt gar nicht einsehe, dass ich mich an seine "Wachzeiten" halten soll. Ich habe nämlich die meinen, und wenn er was von mir will, muss er sich an meine Wachzeiten halten. Das hat gesessen. Danach gab es nur noch nachmittags Anrufe. Nach dem zweitausendsten Herrscher-Anruf, ist mir gestern abend doch noch der Kragen geplatzt, was zur Folge hatte, dass ich ein paar Anwendungen auf der Site einfach blockiert habe. Prompt hat er heute angerufen, ohne "guten Tag" zu sagen. Statt "Entschuldigung, ich hätte da mal eine Frage", blökte er ins Telefon, dass ich doch sofort alles ändern solle, weil nichts mehr gänge. In sehr höflichem Ton habe ich ihm erklärt, dass das daran liegt, weil ich die Seiten blockiert habe und ich die Blockierungen erst dann wieder aufheben werde, wenn er gelernt hat, sich zu benehmen. Dann habe ich aufgelegt. Seitdem ist Funkstille und mir und meinem Seelenfrieden geht es wieder saugut.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Liebe Gabriela,

die ist wahnsinnig schön! Du hast Ideen -

warte mit dem auf die Post fahren bis MI oder DO. Dann sind es exakt drei Wochen.

Liebe Grüsse//Erika
kvinna hat gesagt…
Spontan kam mir die Idee, ob nicht die Arbeit mit Bambus vielleicht per "Dremel" einfacher, spalt- und bruchfreier zu bewältigen wäre? Immerhin wird damit auch Glas graviert. Falls du das Gerät, das leider Strom braucht, nicht kennst:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dremel

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